Paddeln auf sagenumwobenen Flüssen

Eigentlich wollten wir einen 1-wöchigen Kurs belegen und dann ab Ostern mit dem WSVB eine Woche an die Soca fahren. Aber als Christian fragte, ob wir nicht für 2 Wochen nach Griechenland mitkommen wollten, klang das schon sehr verlockend. Heiko und Robert waren zum Glück sofort dafür! Und bei den Telefonaten mit Christian, hatte ich den Eindruck, es wird wirklich eine Abenteuerreise. Auch er kannte die Flüsse dort größtenteils noch nicht und keiner wusste, wohin es uns während dieser zwei Wochen führen würde.

Am 7. April um 20 Uhr sollte es dann endlich ab Trier losgehen. Wir drei wollten zusammen mit Bernd und Helmut in Bernds Renault Espace fahren. Als die beiden ankamen, fragte ich mich allerdings, wie wir das ganze Gepäck und die 5 Boote aufs Dach kriegen sollten, aber irgendwie passte es dann tatsächlich. Vor der Fähre in Venedig trafen wir dann auch den Rest der Truppe. Nach der 21-stündigen Fährüberfahrt bis Igoumenitsa, ging es direkt weiter zu unserem ersten wilden Lagerplatz direkt am Arachtos einige Kilometer südöstlich von Ioannina.

Am nächsten Tag, Montags begann dann der “Kurs”. Wir einigten uns darauf, erst einmal das leichteste Stück zu paddeln, welches im Kanuführer mit WW2- angegeben war und auch sehr schön sein sollte für Wanderpaddler. Nach stundenlangem Autos-Umsetzen kamen wir erst gegen 15 Uhr auf den Bach und waren recht erstaunt, als wir die 17km durch die riesigen Wellen und Walzen paddelten. DAS war ordentliches Wuchtwasser und sicher nicht für Wanderpaddler geeignet.

Am Dienstag teilte sich die Gruppe, da die geplante Strecke bei Hochwasser durchgehend WW4 haben sollte und man trotz Pegel nicht sagen konnte, ob das schon Hochwasser ist oder nicht. So versuchten wir uns zu 4, die Autos von der Einsatzstelle zur Aussatzstelle zurückzubringen. Und schafften es, ca. 15 Min. vor den Paddlern dort anzukommen. Nicht nur die Beschilderung war eine Katastrophe, die Straßen waren teilweise nicht für uns benutzbar. Mittlerweile war allen klar, dass für diese Tour ein Geländewagen definitiv besser geeignet wäre…

Am nächsten Tag erlebte uns eine Überraschung. Es hatte die ganze Nacht geregnet und der Fluss war locker um 1,50m gestiegen. Jede halbe Stunde war wieder mehr Wasser drauf und so wurde kurzfristig entschieden, das Gebiet zu wechseln. Wir verbrachten also die dritten Paddeltag komplett im Auto und kamen nachmittags in Kastraki, in der Gegend der Meteora-Klöster bei strahlendem Sonnenschein an. Endlich gab es wieder Duschen und Toiletten…

Donnerstag ging es dann wieder zum Paddeln. Nachdem der eigentlich geplante Klinovitikos sich als nicht fahrbar herausstellte (er lag fast trocken…), ging es weiter zum Malakosiotiko. Der Einstieg sollte an der Furt des Dorfes Matoneri liegen. Allerdings lag das Dorf etliche Höhenmeter über dem Bach und diese Furt zu finden, war gar nicht so leicht. Außerdem stellte sich die Zufahrt als Lehmweg dar, der bei Regen nicht mehr passierbar gewesen wäre. Mittlerweile war es nach 15Uhr und die Zeit wurde knapp. So trugen wir die Boote das letzte Stück und die Autos wurden wieder nach oben gefahren. Am Wasser bekamen wir dann die Nachricht der Autofahrer, dass unserem Renault der Kühlerschlauch geplatzt wäre. Dann ging es endlich auf den Bach, aber nach der zweiten Kurve mussten wir schon wieder aus dem Boot, die Gruppe vor uns hatte in einem engeren Teil einen Schwimmer und wollte uns dann absichern. Wir fuhren, da es unübersichtlich war in zwei Gruppen a drei Leuten. Es klappte alles gut, aber als Heiko, Robert und Helmut nachkamen, brach bei einem einfachen Paddelschlag Heikos Paddel in zwei Teile! Ich glaube, Michael war ganz schön enttäuscht, als Heiko es alleine ins Kehrwasser schaffte und nicht von ihm gerettet werden wollte. Danach ging es erst mal weiter mit einigen verblockten Passagen und 2 weiteren Schwimmern. Leider waren auch viele Bäume im Wasser, so dass wir ständigumtragen mussten. Dann kamen wir um eine Kurve und sahen Alex Boot und Paddel auf einer Kiesbank wie eine Warnung stehen… Hier teilte sich der Fluss und verlief in schmalen uneinsehbaren Stücken weiter. Einer schaffte es nicht mehr, aus dem Boot zu kommen und trieb mit offener Spritzdecke hinein und der nächste fuhr hinterher… Beide kenterten und konnten sich retten, aber nur ein Boot konnte direkt geborgen werden. Vom zweiten fehlte jede Spur. Christian fuhr hinterher und fand es 500m weiter, hinter den ganzen Bäumen auf einer Sandbank liegend wieder. Dann konnte es endlich weitergehen. Ab jetzt passierte glücklicherweise nichts mehr und wir schafften es wider Erwarten auch noch 20Min. vor Einbruch der Dunkelheit, vom Bach zu kommen. Um 23Uhr waren wir auch endlich wieder am Campingplatz und entschieden uns, das Kochen ausfallen zu lassen und das leckere griechische Essen in einer Taverne zu genießen!

Der Freitag wurde dann ein wenig chaotisch. Christian, Bernd und Helmut fuhren los, um einen Kühlerschlauch für Bernds Auto zu kaufen. Allerdings gibt es dieses Auto mit diesem Motor in ganz Griechenland nicht. Aber die Griechen wissen sich zu helfen: Man kenne da einen Gummimacher, der kann das Teil bestimmt nachbauen, dauert evtl. eine Stunde, vielleicht auch den ganzen Tag…

Leider lagen unsere Paddel in Christians Auto, so dass für den Rest ebenfalls kein Paddeln möglich war. Also nutzten wir die Gelegenheit, ein wenig mehr von den Klöstern und den Felsnadeln in Meteora zu sehen. Am Nachmittag kamen unsere “Automechaniker” wieder zurück. Hatten den neuen Schlauch eingebaut und das Loch im Kühler geflickt (“das hält bestimmt, wir haben Pattex mit einem Stück von einem alten Socken vermischt, und dann damit, mit Holz und einem Stück des alten Schlauches das Loch geklebt”) – erstaunlicherweise hielt das bis nach Hause! Gegen Abend fiel dann die Entscheidung, noch einmal das Gebiet zu wechseln.

Am Samstag hieß es also um 7:00 aus dem Schlafsack, schnell die Autos laden und statt Frühstück, kurz beim Bäcker vorbei. Dann mussten wir noch Einkaufen, schafften es aber trotzdem, um 14 Uhr auf dem Bach zu sein. Diesmal waren wir am Acheloos. Endlich mal traumhaftes Wasser, ein guter Pegel und schönes Wetter in einem. Unser Camp schlugen wir nach dem Paddeln direkt am Bach auf.

Am nächsten morgen war Ostersonntag. Auch hier hat uns der Ostehase gefunden. Nach einem ausgiebigen Ostefrühstück ging es zum Lakmos, einem der Quellbäche des Acheloos. Schönstes WW im Bereich 2-3 mit einer Stelle im 4-Bereich. Ein paar Kilometer nach dem Start gab es auf der rechten Seite eine Wasserrutsche, die wir zum Ausgiebigen Baden nutzten.

Dienstagmorgen hatten wir den ersten Ausfall. Heiko hatte Fieber! Der Rest machte sich auf zum Kamnetikos. Leider dauerte die Suche nach dem richtigen Einstieg wieder so lange, dass wir uns kurzfristig entschieden, die 11km lange Strecke auf 6km abzukürzen, was sich im nachhinein als sehr gute Entscheidung erwies. Der Abschnitt bekann mit WW3 und die erste Gruppe hatte schon am ersten Schwall einen Schwimmer. So dauerte es eine Weile, bis wir auf dem Wasser waren. Da wir mit zwei Gruppen a 7 und 8 Leuten unterwegs waren, dauerte es immer weine Weile, bis man sich auf dem unübersichtlichen Bach vorgetastet hatte.. Aber auch hier schafften wir es, früh genug vom Bach zu kommen, hatten aber durch diverse Umtragen und Schwimmer für die 6km fast 5Std. gebraucht.

Da unsere Tour sich langsam dem Ende neigte, wurde beschlossen, noch einmal das Camp zurück zum Arachtos zu wechseln. Da jeder am nächsten Tag auch gerne Paddeln wollte, versuchen wir uns auf ein paar Straßen ins Ungewisse, mit dem Erfolg, dass wir eine Furt nicht passieren konnten und umkehren mussten und auf der nächsten Straße mit normalen Pkws ebenfalls nicht mehr weiterkamen. So wurde wieder der große Umweg gemacht und der Paddeltag viel aus.

Der Arachtos hatte mittlerweile glasklares Wasser und so überlegten wir schon, was wir am nächsten Tag paddeln würden. Aber für uns war dies der letzte Tag und Bernd lies nicht locker und nervte Christian immer wieder damit, dass wir doch zum Acheron fahren sollten. Diese gilt mit seiner 9km langen Schlucht als Wildwasserperle Griechenlands und ist der Fluss um den sich dort alle Mythen ranken. Am Eingang zur Schlucht wartet laut der griechischen Mythologie der Höllenhund Zerberus. Verlockend war das auf jeden Fall und mit dem Rest der Truppe, war die Strecke auch für Sonntag schon geplant. Christian lies sich dann doch och überreden und so fuhren wir am Donnerstag zu 6 zum Acheron. Dieser Bach stelle wirklich alles in den Schatten. Am Einstieg fragten wir uns erst, ob das bisschen Wasser überhaupt ausreichen würde. Stellten dann aber in der Schlucht fest, dass es ziemlich gut passte. Nach ca. 2km kam die Eingangsstufe und nach der gab es für die nächsten 9km kenen Ausweg mehr. Da keine wusste, auf was er sich eingelassen hatte, tasteten wir uns langsam vor. Alles war gut fahrbar und lag im wesentlichen im Bereich WW2-3 und W3. Die einzige 4er Stelle war durch einen Baumverhau nicht fahrbar, konnte aber einigermaßen gut umtragen werden. Die angekündigte unfahrbare Passage kündigte sich durch eine kleine Ruine und einen kleinen Bach auf der rechten Seite an. Dahinter ging es recht sportlich und sehr unübersichtlich weiter, aber bis auf eine Stelle, war alles problemlos fahrbar. Nach 9km endete die Schlucht abrupt und wir dümpelten den letzten km zur Aussatzstelle dahin und lobten Bernd für seine Hartnäckigkeit.

Leider ging es Freitag morgen für uns 5 dann schon wieder zurück nach Igoumenitsa und von dort mit der Fähre nach Venedig. Da Heikos Fieber immer noch nicht sonderlich nachgelassen hatte und erhebliche Schluckbeschwerden dazukamen, luden wir ihn in Venedig im Krankenhaus ab. Dort entfernten ihm die Ärzte ein Abzeß hinter der Mandel und wollten ihn gleich noch für 2 Tage dort behalten. Er wehrte sich aber erfolgreich und so waren wir gegen 1 Uhr morgens nach einem wunderschönen und ereignisreichen Paddelurlaub zurück in Trier.