Erstmalig veranstalten die Trierer Kanufahrer eine Mehrtagestour auf der Mosel

In vier Tagen wollen 32 Teilnehmer von Trier bis Cochem paddeln. Neben Verbandskollegen aus Brohl, Sinzig und Vallendar haben sich sogar Kanuten aus Achern, Magdeburg, Mittenwald und Werne-Stockum angemeldet. Auch alterstechnisch stellt sich die Gruppe als kunterbunter Haufen dar: drei Jugendliche stehen ebenso am Start wie altgediente, wettergegerbte Kajakrecken .

Rasch sind am Donnerstagmorgen bei allerschönstem Frühsommerwetter Gepäck, Verpflegung und Getränke im Vereinsbus untergebracht und die für die Fahrt verbindlichen Fahrpläne verteilt. Schon schielen die Ersten auf den Fluss und los geht es. Um halb zehn Uhr ist die komplette Gruppe auf dem Wasser.

Alle nur denkbaren Boote kommen zum Einsatz, von beinahe schon nostalgisch anmutenden Faltbootzweiern über einen 7er Kanadier bis hin zum Taifun aus modernstem HTP Material.

Schnell zeigt sich, wer es heute wissen will. Hier kommen einem die vielen im Kraftraum verbrachten Stunden zu Gute – vorbei geht es an Pfalzel und Schweich, bis sich die ganze Truppe kurz vor Riol beim bewirtschafteten Schiff ”Ponderosa” zusammenfindet. Nach längerer Pause wird die ”Doppel-S-Kurve” vor der Staustufe Detzem in Angriff genommen. Hinter der Schleuse liegt das Wirtshaus ‘Zum Anker’ – für uns Kenner ein unbedingtes Muss.

Die letzten Kilometer bis zum Campingplatz in Trittenheim sind für diese Wanderpaddler überhaupt kein Hindernis.

In Trittenheim kommt bald der Vereinsbus mit dem Gepäck an … und dann wartet auch schon der Zeltaufbau und eine lang ersehnte Dusche.

Jetzt greifen nahtlos die nächsten Programmpunkte: gemeinsames Essen gehen und der Besuch einer sehr schön gestalteten Weinprobe beim Weingut Milz.

Der Freitag beginnt wieder mit wunderschönem Wetter, die Mosellandschaft zeigt sich von ihrer allerbesten Seite. Genau die richtige Voraus- setzung für die diesjährige ”Königsetappe” von 38 km. Recht zügig geht es zur Staustufe Wintrich, wo eine rasante Bootsrutschenfahrt über 7,5 m Höhen- unterschied zwischen Ober- und Unterwasser hinweg hilft. Die Gruppe fährt nicht geschlossen sondern teilt sich auf – aber immer wieder trifft man sich, entweder auf dem Fluss oder Paddler sehen am Ufer wohlbekannte Boote, die in der Nähe einer Gastwirtschaft friedlich vor sich hin dümpeln .

In Bernkastel-Kues nutzen einige Teilnehmer die Gelegenheit und besichtigen die frisch eröffnete Cusanus-Ausstellung.

Direkt hinter Bernkastel-Kues beginnt der Rückstau zur Schleuse Zeltingen – ein weiteres langersehntes Highlight: die nächste feuchtfröhliche Bootsrutsche. Man muss nur aufs Knöpfchen drücken, kurz warten und schon geht es in rasanter Schussfahrt hinunter. In Zeltingen selber soll es ein Eiscafe geben, munkelt man. Da hilft nur eines: Anlanden und Nachsehen. Tatsache, man wird fündig – nach langen schon zurückliegenden Kilometern und den damit verbundenen Strapazen zerschmilzt das Eis bereits unter den Blicken der Paddler.

Ein paar Flusskilometer weiter liegt das Ziel der Tagesetappe: der Campingplatz in Erden. Dank einer sehr freundlichen Vereinskollegin steht da auch schon der TKF-Bus, mitsamt Gepäck und Verpflegung. Doch nun beginnt ein weiterer Höhepunkt des Tages: Kurz nachdem nach und nach alle eingetroffen sind, werden Biertischgarnituren und Grillgestelle aufgebaut. Hier hat sich jemand ganz besonders ins Zeug gelegt: Schwenkbraten, Grillwürste und leckere Salate. Ein wahres Festbankett entsteht da an den Ufern der Mosel. Alle Entbehrungen, alle Mühen des Tages sind mit einem Schlag hinweggefegt dank dieser ungeahnten Bewirtung.

Der Wettergott meint es auch am nächsten Morgen gut mit uns Paddlern, es ist immer noch wunderschön. Am Tag Nummer drei quietschen beim Aufstehen die Gelenke aber bereits ganz beachtlich. Weiter geht es vorbei an Kröv (berühmt geworden durch einen drohenden und dann gerade noch abgewendeten Bergrutsch) und Traben-Trarbach.

Die Staustufe Enkirch enttäuscht etwas, die Bootsrutsche ist im Unterwasser verlandet und die Bootsschleuse ist außer Betrieb, also heißt es Umtragen.

Kurz vor Reil erspähen wir in unmittelbarer Nähe von mehreren schattigen Gartenlokalen den großen Canadier aus Achern, was tun? Der Zeitplan besagt eindeutig, dass weiter gefahren werden sollte. Allerdings ist auch zu bedenken, dass bedingt durch die unbarmherzige Sonne, die über dem Fluss brennt, der geschundene Paddler sich ganz dringend auch ein wenig Erfrischung verschaffen muss … und das Aussteigen lohnt sich!

Oben links Pünderich, Geburtsort einer Mitpaddlerin. Die Mosel fliesst nun in einer weiten Schleife um den Ort Zell. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis nach Bullay, dem Ziel der heutigen Etappe.

Ankunft in Bullay!
Unter Mithilfe aller sind die Boote an der sehr steilen Ausstiegsstelle mühsam, aber trotzdem recht flott aus dem Wasser. gezogen. Die Zelte werden aufgebaut.

Nach einer kurzen Erholungsphase wird es wieder ernst: die Grills werden angeworfen, mit einem erleichterten Seufzen sinken alle am gedeckten Tisch zusammen.

Bier, Wein und Wasser fliessen in Strömen, sogar der eigens mitgebrachte Verteiler überlebt den Abend nicht. Das ist ein Tagesabschluss!

Der letzte Tag beginnt, leider verlässt uns das St. Nikolaus-Team aus Achern schon in Bullay.
Die restliche Gruppe erreicht schnell die Staustufe St. Aldegund, wunderbarerweise funktioniert hier die Bootsschleuse. Gemeinsam geht es an der Klosterruine Stuben vorbei bis zum mittelalterlichen Ort Beilstein.
Nach einem kurzen Stelldichein in einem Eiscafé geht es hinauf zur Kirche.
Auf der historischen König-Orgel erfreut uns Josef Still mit wunderbarer Orgelmusik.

Bei der Abfahrt in Beilstein schließen sich noch Paddler des FWV Vallendar der Truppe an. Wenig später ist die Staustufe Enkirch erreicht. Das dort liegende Kraftwerk ist außer Betrieb, so dass das Wasser über die Wehrkrone abgeführt werden muss. Dies hat zur Folge, dass im Unterwasser der Staustufe ein Hauch von Wildwasser entsteht.

Die letzten Kilometer der Tour führen in Richtung Cochem. Bei der Einfahrt in die Stadt entsteht wegen der bis an die Mosel herantretenden Bäume und Felsen der Eindruck in einem norwegischen Fjord zu paddeln. Endpunkt der Tour ist der Campingplatz am Ortsende von Cochem, wo wiederum der Vereinsbus schon wartet. Wer eine weite Heimfahrt hat, macht sich direkt auf den Weg. Andere treffen sich nochmals zu einem gemütlichen Umtrunk. Grosse Pläne werden geschmiedet für die Moseltour 2002.