Eine Paddeltour quer durch Norditalien 2011
Geschrieben von Christel Grundheber
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Mit dem Auto und dem Kajak auf dem Dach fahre ich über den Gotthardtunnel nach Pavia zum Campingplatz . Von dort soll es also auf dem Ticino losgehen. Ich sehe mir noch die Brücken an, und trotz niedrigen Wasserstandes sind alle Brücken relativ gut befahrbar.
Morgens um 7 Uhr fahre ich zur Einstiegsstelle, lade alles ab, fahre das Auto zum Campingplatz zurück, wo es die nächsten Wochen erstmal stehen wird.
Endlich setzte ich ein und paddele vorbei an Pavias Häuserfronten, an Fischern und Hausbooten. Vorbei an schönen Parkähnlichen Landschaften genieße ich die Ruhe auf dem Fluss. Plötzlich nach ca. 10 km mischen sich braune Schwebewolken und Schaum unter das vorher so klare Wasser und es fängt zu stinken.
Der Ticino ist in den Po geflossen.
Vorbei an einer jetzt eher eintönigen Flusslandschaft mit Kiesabbau paddele ich weiter und beschließe heute so weit wie möglich zu paddeln in der Hoffnung, dass die Wasserqualität wieder besser wird. Nach einer kurzen Mittagsrast an einem kleinen Restaurant mit Bootsanleger, es ist sehr heiß komme ich gegen Abend an Piacenza vorbei.
Die Wasserqualität ist immer noch sehr schlecht, ob das wohl an der vorherigen Trockenperiode liegt? Nach 92 km lege ich bei Flusskilometer 338 an einem kleinem Rasthof an, und habe hier die Möglichkeit mich im garten kalt mit dem Wasserschlauch abzuduschen.
Was für ein Genuss, klares kaltes sauberes Wasser.
Der Wirt erlaubt mir dort zu übernachten und nach einem Nuddelgericht und 2 Gläsern Wein geht es mir wieder besser und die Verständigung mit den Anwesenden sehr netten und hilfsbereiten Gästen klappt auch irgendwie.Irgendwann gegen Morgen kehrt Ruhe ein und ich Schlafe tief und fest.
Morgens gegen 9 Uhr nach einem zum Entsetzten des Wirtes kräftigem Frühstück geht es weiter und oh Wunder das Wasser wird deutlich besser, der Gestank auch. Gegen Mittag erreiche ich S.Nazzarro , und da das dortige Restaurant zu hat fahre ich weiter zur Schleuse. Die Schleuse ist nicht in betrieb und kurzerhand ladet eine Gruppe junger Italiener mein Kajak und mich in Ihren Kleinlastwagen und wir umfahren die Schleuse. Auf den Schultern tragen sie dann mein vollgeladenes Kajak über steile Eisentreppen wieder hinunter an den Fluss .Das hätte ich alleine nur Mühsam geschafft.
Immer wieder überrascht mich die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Italiener.
Der PO sieht jetzt wieder aus wie ein normaler Fluss und riecht auch wieder nach Fluss. Fahre an Cremona vorbei (der Ausstieg zum dortigen Campingplatz ist der mit den 2 senkrechten Stangen) und bei einer Rast an einem Ausflugslokal gönne ich mir mein erstes Eis und einen Cappuccino.
Es ist wieder sehr heiß und faul lasse ich mich vom Wasser treiben an zahlreichen Sandbänken und badenden vorbei bis ich am Abend nach 59 km auf einer Sandbank mein Zelt aufschlage und die Ruhe genieße, Schlafe lange und fahre erst gegen 9 Uhr los und treffe gegen 11 Uhr in Castelmaggiore ein.
Es ist schon wieder sehr heiß.
Im dortigen Club darf ich duschen, ein Genus. Es sind jetzt schon über 30 Grad. Sehe mir das kleine nette Städtchen an, und nach Einkauf und. Mittagessen lege ich mich in den Park in den Schatten. Gegen späten Nachmittag paddele ich weiter an schönen Landschaften, aber auch immer wieder an Industriegebieten mit Sandverladung vorbei. Das Flussufer ist jetzt deutlich kultivierter mit vielen kleinen Bootsanlegern, und gegen Abend nach 53 km suche ich mir wieder eine Sandbank auf der ich mein Zelt aufschlage und direkt einschlafe.
Am morgen geht es wieder weiter vorbei an vielen Sandbänken, bis ich in einer kleinen Seitenbucht anlege und nach einer Bar frage. Kurzerhand werde ich zu einem Cappuccino und Teilchen mit nach Hause genommen, die Menschen hier sind einfach unglaublich. Dasselbe passiert mir auch am Nachmittag wieder als ich an einem Bauernhof nach dem Nächsten Laden frage, der zu weit weg ist .und kurzerhand Brot und Schinken und natürlich Wein vorgesetzt bekomme.
Zum Abschlussbe komme ich noch ein Brot und eine Flasche Wasser mit. Gastfreundschaft hat hier noch einen ganz anderen Wert. Zurück am Fluss treffe ich ein deutsches Pärchen mit einem Kanu und zusammen paddeln wir weiter. Gegen Abend nach 53km legen wir an und die Einladung zum essen nehme ich gerne an.
Nach einem luxuriösen Essen, in so ein Kanu passt erstaunlich viel herein, falle ich in mein Zelt. In der Nacht regnet es und auch am Morgen und ich baue schnell mein Zelt ab und Sitze wieder im Kajak. Ringsum dunkle Wolken, starker Gegenwind und das anlanden bei der starken Strömung ist jetzt nicht ungefährlich. Gegen Mittag finde ich eine Bootsrampe zum anlanden, welch ein Luxus und Laufe in das nächste Dorf um in der Kneipe ein Panini und Eis zu Essen. Zurück beim Kajak sieht es immer noch sehr nach Gewitter aus und ich fahre bei starkem Gegenwind bis ich am Abend nach 50 km den Canoe Club Ferrara erreichen, wo es mir erlaubt wird auf dem Gelände zu zelten und zu duschen. Es gibt nur kalte duschen, aber da es inzwischen wieder extrem heiß ist es ein Genuss.
Als ich am nächsten morgen wieder ablegen will, nimmt mich eine Gruppe Italiener auf Ihrem Boot die nächsten 60 km bis Voltagrimana mit. Von dort paddele ich weiter auf dem jetzt sehr breiten Po , der sich hier im Delta in verschiedene Arme aufzuzweigen beginnt. Eine kleine Einfahrt links ins Schilf entpuppt sich als die Abbiegung dzum Po di Maestre der bis ans Meer führt. Durch Schilfdickiche und Bambusstauden führt ein schmaler Weg in ein Paradies für Fische und Vögel aller Art, und Schnacken! Gegen Abend erreiche ich nach ca 28 km Bocassette, das letzte Dorf vor dem Meer. Im dortigen Refugio schlafe ich mal wieder im Bett und lege einen Ruhetag ein. Wäsche waschen, essen, Boot säubern und faulenzen ist angesagt.
Dann geht es wieder weiter und nach einigen Kilometern erreiche ich das Meer.
Der Wellengang ist sehr stark und versuche erst entlang des Schilfes einen Weg zu finden, aber es ist Ebbe und es gibt jetzt nur den Weg entlang der Küste. Also zurück und ich muss jetzt schon fast kreuzen um überhaupt vorwärts zukommen bis ich endlich die Insel Albarella erreiche. Nach einer kurzen Rast geht es, entlang von Sandstränden voll belegt mit Liegestühlen und Badenden weiter die Küste hoch. Der Kulturschock ist etwas heftig und sehne mich nach meinem ruhigen Po zurück. Gegen Abend erreiche ich nach ca.29 km Chioggia und finde einen Segelclub wo ich gegen Gebühr mein Kajak über Nacht lassen kann. Chioggia ist sehr sehenswert und gegenüber in Marina finde ich ein Zimmer für eine Nacht. Nach einem leckeren Abendessen falle ich todmüde in das Bett.
Morgens geht es wieder weiter, und erst erwische ich die falsche Ausfahrt, treffe aber dann ein Boot welches mir die Richtung anzeigt. Entlang der Lagune, nun geschützt vom Meer durch einen hohen Steinwall, fahre ich neben der Schifffahrtlinie vorbei an kleinen Lagunendörfchen bis ich kurz vor Venedig bin. Als ich eine Abkürzung über die Lagune nehmen will entlang eines Schifffahrtsweges stelle ich mal wieder fest dass ich mich doch auf dem offenen Meer befinde. Die Wellen werden wieder sehr hoch und ich schaffe es mit Mühe und Not mich zur Insel Giudecca durchzuschlagen die Gegenüber von Venedig liegt.Nach fast 31 km habe ich mein Ziel erreicht. Ich finde einen Bootshafen wo ich mein Kajak unterstellen kann und auch eine Unterkunft.
Mit dem Vaporetto sehe ich mir Venedig an, die Biennale ist gerade dort, und eines Nachmittags paddele ich auch mit meinem Kajak durch Venedig. Später fahre ich mit dem Zug zurück nach Pavia und hole mein Auto nach Venedig, paddele mit dem Kajak zum Parkhaus(Tronchetto, allerdings zum aufladen nicht zu empfehlen, sehr hohe Außenmauern) lade es auf und verlasse Venedig.