von Kathrin Romberg (damals 10 Jahre)
Die Planung des Familienurlaubs stand in diesem Jahr für unsere Familie schon frühzeitig fest. Nachdem wir, mein Vater, meine Mutter, mein Bruder Sebastian (11) und ich (Kathrin, 10) im letzten Jahr 10 Tage lang mit Booten den Allier gepaddelt waren, wollten wir auch in diesem Jahr ähnlich unseren Urlaub verbringen. Von Schweden bis Frankreich wurde der geeignete Fluss gesucht. Schließlich fiel unsere Wahl auf die Weser. Einmal wegen der hohen Strömungsgeschwindigkeit der Weser, ich hatte vor auch im Kajak zu fahren und meine Mutter wollte noch ihre Geschwister, die in der Nähe der Weser wohnen, besuchen.
Der erste Tag
An unserem ersten Urlaubstag fuhren wir in unserem Bus auf den Campingplatz in Hann. Münden. Dann luden wir unseren Canadier und die beiden Kajaks aus. Mein Vater fuhr, als wir dann das Zelt aufgebaut und uns gestärkt hatten, den Bus zu Verwandten nach Bodenwerder (unserem Zielort) und wurde wieder zurückgebracht. Wir machten uns noch einen schönen Tag und wanderten zum Weserstein, dort wo sich „Werra und Fulda küssen und ihren Namen büßen müssen . . .“ – so lautet die Inschrift des Wesersteins. Außerdem gingen wir noch in die Stadt Hann. Münden; dort standen viele schöne Fachwerkhäuser und ein schön verzierter Brunnen. Als wir alle wieder zurückkehrten, gab es die wohl verdienten Spaghetti zum Abendessen auf dem Gaskocher.
Unsere erste Etappe mit dem Boot starteten wir unterhalb einer Schleuse neben dem Campingplatz. Als mein Vater und mein Bruder den Canadier auf die Fulda setzten, lief direkt Wasser hinein. Sie hatten das Loch wohl beim Flicken übersehen. Zum Glück war in der Gürteltasche noch Klebeband. Das war zwar nicht so gut wie Klebstoff, aber es ging. Wir packten die Boote schnell. Als wir dann endlich losfuhren, überprüfte mein Vater, ob alle drei Boote gut im Wasser lagen. Direkt nach dem Einstieg mussten wir schon gegen den Wind kämpfen. Nach 500 m auf der Fulda paddelten wir in die Weser (Flusskilometer 0). Selbst nach der Mittagspause veränderte sich der Wind nicht. Als wir erschöpft und müde bei Flusskilometer 17 beschlossen aufzuhören, waren alle einverstanden. Während mein Bruder und ich noch im Wasser spielten, räumten die Eltern die Tonnen und Paddelsäcke aus den Booten auf den Campingplatz Weißehütte ein. Zum Abendessen gab es Pfannkuchen, die traditionell nur mit einfachem oder doppelten Salto gedreht werden durften. Nach einiger Zeit schliefen alle ein, ermüdet von dem vergangenen Tag.
Am anderen Morgen, als wir packten, stand der Wind günstig. Beim Losfahren konnten wir direkt segeln. Damit uns nicht langweilig wurde (Sebastian vermisste größere Wellen, in denen er mit seinem Boot spielen konnte), legten wir Rekordzeiten über 500 m und 1000 m fest. Wir entdeckten auch die Möglichkeit, mit unserem Bootswagen zu segeln. Nach einer Eispause in Gieselwerder spannten wir ein Handtuch auf den Bootswagen. Nun konnten wir die Rekordzeiten wieder unterbieten. Am Abend waren wir von 33 gepaddelten Kilometern etwa 20 km gesegelt. In Bad Karlshafen war der Campingplatz schon übervoll; also mußten wir weiter bis Beverungen. Dort waren viel weniger Leute als in Bad-Karlshafen.Der Wassersportverein Beverungen hatte eine große Wiese, auf der wir zelten konnten. Es wurde langsam alles aus den Booten geräumt und in einer Stunde hatten wir uns häuslich eingerichtet. An diesem Tag hatten wir etwas gelernt: Unser Bootswagen wird von uns nicht nur als Bootswagen benutzt sondern auch als: Segel, Sitzgelegenheit, Wäscheständer und als Tor.
An diesem windigen Tag hatten wir vor von unserem Campingplatz bis nach Holzminden zu fahren. Schon nach dem Ablegen konnten wir segeln und wir hofften, die 30 km Tagesetappe ähnlich gemütlich fahren zu können. Die vielen Schleifen der Weser machten einen Strich durch diese Hoffnungen. Heftiger Gegenwind und Rückenwind wechselten sich so häufig ab, dass der Aufbau unserer gesamten Segelfläche manchmal länger dauerte als der Rückenwind anhielt. Hinter Polle in einer schönen einsamen Bucht machten wir eine ausgiebige Mittags- und Schwimmpause.
An diesem Tag kreuzten wir viele kleine Fähren; die meisten waren in Betrieb. Auf den Weiden, die bis ans Ufer der Weser reichten, waren Kuh- und Schafherden, die sich bei der Hitze aber von uns Paddlern nicht aus Ruhe bringen ließen. In Holzminden angekommen überließen wir den Aufbau des Zeltes unsern Eltern, denn der Wind und die Sonne hatten uns geschafft.
Der letzte Tag auf der Weser
Am letzten Tag war es so heiß, dass wir uns schon beim Frühstück den kleinen Schatten hinter dem Zelt aufteilen mußten, damit alle etwas Schatten bekamen. Das Verstauen unseres Gepäckes war bei der Hitze sehr anstrengend und niemand hatte große Lust zu paddeln. Als wir endlich losfuhren, warf Sebastian ein Stück Holz ins Wasser. Die Strömung der Weser war so stark, dass in Höxter während unser Mittagsrast das Stück Holz an uns vorbei schwamm.
An unserer Raststätte beim Wassersportverein Höxter war eine Slalomstrecke und eine Bootsrutsche aufgebaut. Die Bootsrutsche hätten wir gerne mal ausprobiert, doch das Wasser war viel zu niedrig. Am Abend erreichten wir Bodenwerder (km 111); meine Tante kam uns abholen und es wurde ein schöner Abend und eine gemütliche Nacht.
In der nächsten Woche
befuhren wir noch ohne Gepäck die Diemel zwischen Lamerden und Helmershausen. Ein sehr uriger Fluss mit Wellen und mit Bäumen, die von der einen bis zur anderen Uferseite reichten. Besonders Sebastian freute sich über jede Welle, in der er mit seinem Boot spielen konnte.